Facebook Likes kaufen?

14. Juli 2015   Mattes Sarcander  

Facebook Likes kaufen?

 

1000 Likes für 15€, 5000 Likes für 50€! 

Sind Sie auch schon einmal auf solch ein Angebot gestoßen? Bei größeren Seiten wie ebay gibt es sie mittlerweile nicht mehr, spezialisierte Shops und Portale bieten sie aber weiterhin zuhauf an: gekaufte "Gefällt mir"-Angaben.

Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, dem mühsamen Aufbau Ihrer Seite mit Hilfe eines solchen Angebots ein wenig nachzuhelfen?

Tun Sie es bloß nicht!

Sie werden ausschließlich Nachteile aus gekauften Likes ziehen. 

Das fängt schon mit der rechtlichen Frage an: Durch eine große Zahl gekaufter Likes vermitteln Sie den Eindruck, beliebter unter Ihren NutzerInnen zu sein, als Sie es tatächlich sind. Im nicht-privaten Bereich kann der Einkauf von Likes als Irreführung der KundInnen gedeutet werden, und das ist verboten.

Bei Non-Profits ist die Lage wie immer diffuser. Auf fast jeder Webseite eines Vereins oder einer Partei wird irgendwo ein Spendenaufruf stehen. Dadurch wird der Auftritt im Zweifel als gewerblich zählen - und damit wohl unter dieselben Regelungen wie ein Unternehmensauftritt fallen.

Allein die möglichen rechtlichen Konsequenzen sind schon Grund genug, auf den Einkauf von Facebook Likes zu verzichten.

Selbst für Ihre Facebook-Seite ziehen Sie aus gekauften Likes im besten Falle nichts, wahrscheinlich aber sogar Nachteile. Das wird deutlich, wenn wir uns die Natur der gekauften Likes etwas genauer anschauen.

Als Non-Profit mit einem bestimmten Anliegen sprechen Sie eine bestimmte, im Vergleich zu den über 26 Millionen deutschen Facebook-NutzerInnen recht kleine Zielgruppe an. Wenn Personen Ihrer Seite ihr "Gefällt mir" geben, dann können Sie davon ausgehen, dass diese Personen sich in Ihrer Zielgruppe befinden. Wenn Sie einen Beitrag auf dieser Seite veröffentlichen, dann werden die neuen Fans sich für dessen Inhalt interessieren. Sie werden ihm ggf. ihr "Gefällt mir" geben, ihn teilen oder kommentieren.

Was würden die gekauften Fans tun? 

Im besten Falle nichts. Wenn sie Fans bleiben, statt ihr "Gefällt mir" nach einer Woche wieder zurückzunehmen, dann werden sie im besten Falle Ihre Beiträge ignorieren. Da Ihre Zielgruppe im Verhältnis zu Facebooks NutzerInnen-Zahlen gering ist, ist auch die Wahrscheinlichkeit gering, dass die gekauften Fans zu Ihrer Zielgruppe gehören. 

Das würde dann einfach dazu führen, dass Ihre Reichweite zu Beginn steigt, dann aber insgesamt sinkt - vermutlich auch für die bestehenden Fans. Die gekauften Fans werden nicht auf Ihre Beiträge reagieren, Ihre echten Fans aber weiterhin schon. Das Verhältnis zwischen Reichweite und Interaktionen wie Likes und Kommentaren wird also sinken. Dieses Sinken der Quote wird Facebook als sinkende Qualität Ihrer Beiträge deuten, und deshalb entsprechend die Reichweite Ihrer zukünftigen Beiträge senken.

Der noch schlechtere Ausgang wäre der Folgende: Die gekauften Fans bleiben Fans, aber verbergen Ihre Beiträge. Das wird von Facebook ebenfalls als ein Signal für geringe Qualität Ihrer Beiträge gewertet, und anscheinend auch stärker gewichtet als Beiträge, die von den Fans nicht verborgen, aber ignoriert werden. 

Es gibt also wenige Möglichkeiten, die eigenen Facbook-Bemühungen stärker zu torpedieren, als es durch gekaufte Likes möglich ist.

Die Alternative zu gekauften Likes

Eine Ausnahme gibt es jedoch: Die eigene Werbung auf Facebook. 

Wenn Sie selbst Anzeigen schalten, um die "Gefällt mir"-Angaben für Ihre Seite zu erhöhen, dann können Sie bestimmen, wer umworben wird, und was den Umworbenen versprochen wird.

Sie haben es dann nämlich in der Hand, Ihre Zielgruppe genau zu definieren. So sprechen Sie nur Personen an, die auch wirklich Interesse an Ihren Beiträgen haben. Das wird sich durch hohe Interaktionen zeigen. Vor allem aber können Sie so auch die eigentlichen Anliegen Ihres Non-Profits erreichen, sei es die Verbreitung einer neuen Publikation, die Vermittlung eines aktuellen Problems oder auch die Einladung zu einer Veranstaltung.

Gleichzeitig legen Sie fest, was Sie der umworbenen Zielgruppe versprechen. Dafür stehen Ihnen das Anzeigenbild und der Begleittext zur Verfügung.

Sie kontrollieren in diesem Fall, was den potentiellen Fans versprochen wird. Stimmt dieses Versprechen mit Ihren tatsächlichen Inhalten überein, dann werden sowohl Sie als auch Ihre neuen Fans Freude am Ergebnis haben.

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